Lions Club Rheine veranstaltete 1. Lions SightFirst-Symposium

LC Rheine | 17. Juni 2025 | Lions Club Rheine
Lions Club Rheine veranstaltete 1. Lions SightFirst-Symposium Ein Augenarzt aus Kenia bot tiefe Einblicke in ein erfolgreiches Projekt der Hilfe zur Selbsthilfe.
1. Lions SightFirst-Symposium
Lions Club Rheine veranstaltete 1. Lions SightFirst-Symposium |

Die Bekämpfung von Blindheit und Augenkrankheiten, insbesondere bei Kindern in ärmeren Gebieten der Erde, ist seit vielen Jahren ein wichtiges Ziel der Lions weltweit. Lions Deutschland begann im Jahr 1992 die Zusammenarbeit mit CBM, der Christoffel-Blindenmission, der weltweit größten Fachorganisation für Menschen mit Behinderungen. Seitdem wurden 3 Millionen Patienten behandelt, über 200.000 Augenoperationen durchgeführt und etwa 40 Kliniken in Afrika, Asien sowie Latein- und Südamerika unterstützt.

Seit genau 30 Jahren setzt sich auch der Lions Club Rheine mit seinem Hilfswerk für die Bekämpfung der vermeidbaren und heilbaren Erblindung in Entwicklungsländern ein. Was 1994 als Mitfinanzierung von Augenhospitälern in unterversorgten Regionen der Welt begann, hat sich schnell zu einer bemerkenswerten Daueraktivität des Clubs entwickelt und ist seit 2000 zu einer vielfachen Förderung eines vierjährigen Aufbaustudiums für junge Allgemeinmediziner in Afrika geworden.

Hintergrund der Unterstützung ist, dass interessierte heimische Jungärzte die Studienkosten für eine augenärztliche Fachausbildung selbst nicht aufbringen können. Hilfe von außen sorgt für die Finanzierung. Menschen und insbesondere Kinder in den unterentwickelten und augenmedizinisch schlecht versorgten Gebieten bekommen dadurch die Chance, eine Therapie zum Erhalt ihrer Sehkraft zu erfahren. Schon Studierende leisten neben der augenärztlichen Fachausbildung konkrete au-genmedizinische Hilfe. Regelmäßige Berichte geben stets großen Anlass zu Freude und Zuversicht.

Die Bilanz des Stipendiaten-Programms bei Lions Deutschland seit 2000 sind 73 abgeschlossene Ausbildungen zum Augenarzt, insbesondere im Masterstudiengang Ophthalmologie. Dr. Peter Rohlmann als Hauptkoordinator der SightFirst-Aktivitäten des Lions Clubs Rheine erläutert mit Stolz, dass davon mit Unterstützung der Rheinenser Bevölkerung allein der Lions Club Rheine zehn Ärzte (mit)finanziert hat. Inzwischen – unter Einbeziehung des aktuell zehnten Stipendiaten – sind so über 30 Jahre vom Lions Club Rheine rund 700.000 Euro in mehrere SightFirst-Aktivitäten gegangen.

Der Club hat das „Förder-Jubiläum“ auf Initiative des aktuellen Präsidenten Prof. Dr. Mike Laukötter und des bereits seit den Anfängen des ehrenamtlichen Engagements des Clubs verantwortlichen SightFirst-Beauftragten Dr. Peter Rohlmann zum Anlass genommen, das 1. SightFirst-Symposium zu veranstalten. Ziel des Symposiums war es, eine Plattform für den Austausch mit Experten aus Gesellschaft, Politik und Medizin zu bieten. Dadurch sollte die Dimension der Augenerkrankungsproblematik und die unveränderte Wichtigkeit des kontinuierlichen Engagements deutlich werden. Gleichzeitig wurde der Blick auf Erfolge in den letzten Jahren und auf mögliche Zielsetzungen für die Zukunft gerichtet.

Die Veranstaltung am 2. Oktober fand ganztägig in der Akademie der Mathias-Stiftung Rheine statt. Begrüßungsworten von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (aufgrund kurzfristiger Verhinderung verlesen) und Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann folgten gern entgegengenommene lobende und motivierende Worte von Lions-Distrikt-Governor Susanne Engels-Stirm für das SightFirst-Engagement in Rheine.

In zwei Foren wurde den Teilnehmern anschließend die Möglichkeit geboten, sich nach Interessenschwerpunkt zu informieren. Im ersten Forum ging es in zwei Expertenvorträgen um Blindheitsbekämpfung in Entwicklungsländern. Dr. Heiko Philippin, Oberarzt an der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg und Ass. Prof. am International Centre for Eye Health (ICEH), London, erklärte unter anderem die Kooperation der Lions mit CBM. Er war über viele Jahre international als Augenarzt im Einsatz und konnte hautnah über Ursachen und Kosten vermeidbarer Blindheit aufklären. Volker Weyel, Geschäftsleiter Stiftung der Lions Deutschland, und Silke Grunow, erfahrene Projektreferentin für nationale und internationale Projekte, erläuterten anhand zahlreicher Beispiele eindrucksvoll die Umstände und Hintergründe, in denen viele Betroffene in Entwicklungsländern leben. Sie beschrieben, wie die Hilfe ankommt und welch positive Effekte sie bewirkt.

Im parallelen Forum wurde der Schwerpunkt auf westliche Industrieländer gesetzt. Prof. Dr. Nicole Eter, Direktorin der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Münster, verdeutlichte in ihrem lebendigen Vortrag mit Bezug zur Praxis, mit welchen Herausforderungen wir uns derzeit und mit Blick auf eine alternde Bevölkerung vor allem in der nahen Zukunft in Deutschland und anderen westlichen Industrieländern befassen müssen. Prof. Dr. Gerd Geerling, Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Düsseldorf und Leiter der Hornhautbank NRW, referierte über Innovationen in der Behandlung der hornhaut-bedingten Erblindung. Er zog ein positives Fazit mit guten Aussichten für trübe Hornhäute. In beiden Vorträgen wurde deutlich, dass wir uns in Deutschland auf einem hohen Niveau in der Augenheilkunde bewegen. Dies spiegelt sich auch in der Relation der Augenärzte zur Gesamtbevölkerung wider. In Deutschland kommt auf gut 10.000 Menschen ein Augenarzt. Ganz anders dagegen in vielen Regionen in Afrika. Hier kommt zum Teil ein einziger Augenarzt auf eine Million Menschen. In Tansania, Kenia, Uganda, Kamerun und Sudan ist das die bittere Realität.

Ein Höhepunkt des Symposiums war der Erfahrungsbericht eines ehemaligen Augenarzt-Stipendiaten im dritten Forum. Eine einmalige Chance für interessierte Menschen aus Rheine und Umgebung, aus allererster Hand spannende Details über ein nachhaltig erfolgreiches Spendenprojekt zu erfahren und gleichzeitig Eindrücke von einer starken Persönlichkeit aus einem gänzlich anderen Lebensumfeld zu erhalten.

Der 44-jährige kenianische Mediziner Dr. Muchai Gachago schilderte in seinem Vortrag seinen beruflichen Werdegang. Nach dem Studium der Medizin (Bachelor of Medicine and Bachelor of Surgery) an der Universität in Nairobi hat der Lions Club Rheine durch ein Ausbildungsstipendium für Dr. Gachago von 2008 bis 2012 seine zusätzliche Postgraduate-Qualifizierung zum Augenfacharzt finanziert. Die Projektfinanzierung über vier Jahre betrug rund 30.000 Euro.

Mit dem erfolgreichen Abschluss seiner Dissertation wurde Dr. Gachago vom Gesundheitsministerium in das allgemeine Provinzhospital von Kakamega in Westkenia beordert, um dort die augenmedizinische Abteilung zu leiten. Vor seiner Ankunft gab es dort keinen praktizierenden Augenarzt. Dr. Gachago hat in Kakamega, dem Hauptsitz der Westprovinz Kenias mit einer Bevölkerung von über 3 Millionen, Tausende Menschen vor der Blindheit bewahren können.

Heute ist Dr. Muchai Gachago Augenarzt und vitreoretinaler Chirurg und arbeitet am City Eye Hospital in Nairobi, wo er die Netzhautabteilung leitet. Die Klinik bietet hochwertige und dennoch erschwingliche Augenheilkunde. Sein besonderes Interesse gilt der diabetischen Augenkrankheit, die ein großes Problem der öffentlichen Gesundheit darstellt, und der Frühgeborenen-Retinopathie (ROP), einer Hauptursache für kindliche und vermeidbare lebenslange Blindheit. Sein Engagement ging und geht noch weiter. Dr. Gachago ist Dozent an der Universität von Nairobi geworden und dort maßgeblich an der Qualifizierung weiterer Ärzte zu Augenmedizinern beteiligt. Die Unterstützung des Lions Club Rheine wird dadurch zu einem fast mustergültigen Projekt der Hilfe zur Selbsthilfe.

Mit den Worten „Ich bin begeistert von der Organisation dieses Symposiums, mit dem Sie den Kampf ums Augenlicht eine wichtige Bedeutung zukommen lassen, und ich danke Ihnen allen, dass Sie mir meinen Traum ermöglicht haben“, schloss der Gast aus Kenia seinen Vortrag ab.

Mit dem gut besuchten 1. SightFirst-Symposium gelang es den Lions-Freunden aus Rheine, der Bedeutung des sozialen Engagements in diesem Bereich eine größere Aufmerksamkeit zu geben. Gleichzeitig wurde verdeutlicht, dass Hilfe ankommt und sich über den Ansatz zur Unterstützung von Stipendiaten mustergültig in Hilfe zur Selbsthilfe weiterentwickelt.

Der Lions-Präsident Prof. Dr. Mike Laukötter erklärte, der Erfolg der SightFirst-Aktivitäten des Clubs zeige, dass man mit diesem Leuchtturm-Projekt richtig unterwegs sei. Er bedankte sich bei allen Referentinnen und Referenten, die allesamt auf ein Honorar verzichtet hätten, sowie bei zahlreichen Partnern und Sponsoren der Veranstaltung. Alles zusammen betrachtet, wird das Symposium einen Überschuss erwirtschaften, der als Baustein für ein weiteres Augenarztstipendium genutzt werden kann.

Abschließend dankte er allen Helfern aus dem Club und ausdrücklich dem SightFirst-Beauftragten Dr. Peter Rohlmann für seine jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit als Hauptverantwortlicher. Ohne ein „Zugpferd“ wie ihn wäre es nicht möglich gewesen, dass der Lions Club Rheine heute hin-sichtlich der SightFirst-Aktivitäten der am meisten engagierte Einzelclub in Deutschland ist. Dr. Peter Rohlmann verwies auf das Engagement des gesamten Clubs. Er erklärte, einen großen Impuls für sein langjähriges Engagement 1996 auf einer Indien-Reise des Lions Clubs erhalten zu haben, wo der Club die Gelegenheit hatte, ein unterstütztes Augenklinik-Neubauprojekt zu begutachten. „Es gibt nichts Schöneres als das Lächeln eines Kindes, das seine Sehkraft zurückerlangt hat. Wenn man diese Gelegenheit erfahren durfte, dann bedarf es keiner großen Argumente oder Erklärungen, um an dem Thema Blindheitsbekämpfung dranzubleiben.“ Zugleich erläuterte er, es sei im Club der Weg bereitet, diese Unterstützung auch in Zukunft mit vollem Einsatz zu gewährleisten.